VATER UNSER

 

DIE SECHSTE BITTE
„Und führe uns nicht in Versuchung“.

Was ist das? Dr. Martin Luther im „Kleinen Katechismus“:

„Gott versucht zwar niemand; aber wir bitten in diesem Gebet,
dass uns Gott behüte und erhalte, damit uns
der Teufel, die Welt und unser Fleisch
nicht betrüge und verführe in Missglauben,
Verzweiflung und andere große Schande und Laster;

und wenn wir damit angefochten würden,
dass wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten.“



VATER UNSER

Vater unser, Aller Vater, der Du in den Himmeln bist,
Gott von Abraham und Jakob, Vater unsers Herren Christ,
Herr und Richter, Dreimal Heilig, Schöpfer unsrer guten Welt,
sei gepriesen für die bessre, die du uns schon aufgestellt.

Vater unser, Vater Jesu, Gott von Gott und Licht vom Licht,
das in hellem Glanze leuchtet und im Bibelwort sich bricht,
wahres Gott- und wahres Menschsein vor uns Menschen dargetan,
Davids Sohn, Sohn der Maria, liebend beten wir Dich an.

Vater unser, der du stiftest Vaterschaft und Muttersein,
du begründest deine Kirche, lässt uns ihre Kinder sein,
darin wir als Jesu Jünger Brüder, Schwestern, Erben sind,
die an deinem Tische danken, wie dem Vater dankt ein Kind.

Vater unser, Dein Heilswille möge unter uns geschehn!
Unser Eigenwillen hemmt uns, Deinen Willen zu erflehn.
Was wir freien Willen nennen, ist gebunden, selbstisch nur,
denn vom Willen, zu gehorchen, ist bei uns meist keine Spur.

Vater unser, gib uns täglich gutes und gesundes Brot
und behalt uns gute Nachbarn so in Freude wie in Not;
halt uns fest bei Deinem Worte, das den innern Menschen nährt,
wie Du auch an unseren Vätern die Verheißung treu bewährt.

Vater unser, überschwänglich hast Du alles wohlgemacht,
doch wir haben, trägen Herzens, Deiner Liebe nicht gedacht,
ja, wir haben gar mit Absicht Dich aus unsrem Blick verdrängt
ebenso auch unsre Nächsten, die wir achtlos abgehängt.

Vater unser, ach, vergib uns, wo wir eigne Wege gehn,
oder nur der Selbstsucht dienen, doch die Brüder übersehn;
Lass uns Allen gern vergeben, weil uns Dein Erbarmen trägt.
Wandle uns in Jesu Bildnis, Sein Sinn werd uns eingeprägt.

Vater unser, hör die Bitte: Führ uns in Versuchung nicht!
Ohne Deine Kraft und Liebe schwindet uns das Lebenslicht;
ohne Zucht, der Väter Weisung, sind wir für die Wahrheit blind,
weil wir nur durch Deine Gnade sehend, dh. gläubig sind.

Vater unser, wenn wir fallen, heb uns heute wieder auf,
die wir leicht den Mut verlieren – leite unsern Lebenslauf.
Lös uns aus dem Bann der Sorge, bind uns aller Ängste frei,
damit uns der Jesusname groß und lieb und kostbar sei.

Vater, Amen, wir vertrauen Dir uns an mit Seel und Leib.
Wache, dass die Brautgemeinde unterm Kreuze Jesu bleib;
deinem göttlichen Geheimnis diene sie mit Wort und Tat,
bis in Christus Alle eins sind, die Dein Geist geheiligt hat.

jh

Kurzmitteilung

Bericht des Dechanten für den Kirchenbezirk Schäßburg

Über die Zeitspanne Jubilate 2013 bis Judika 2014
DZ. 15 / 2014


Löbliche Versammlung unserer Bezirkskirchengemeinde Schäßburg,

sehr geehrte Kuratorinnen und Kuratoren, sehr geehrte Delegierte der Diaspora aus den Gebieten der großen und kleinen Kokeln, aus dem oberen Miereschtal und aus dem Reener Ländchen, aus dem Nösner Land und nicht zuletzt aus dem Buchenland, liebe Schwestern und Brüder in unserem Herrn Jesus Christus,

 

Gott, der himmlische Vater, hat unseren Kirchen-Bezirk aus vier verschiedenen historischen Bezirken zusammengefügt und im Laufe der Geschichte zusammenwachsen lassen und ihm ein geistliches und materiell-juristisches Gerüst gegeben, das für uns alle zu einer Lebens- und Gemeinschaftsform geworden ist. Wenn wir von der kirchlichen Heimat sprechen, denken wir in diesen Kategorien: Ortsgemeinde, Bezirksgemeinde, Gesamtgemeinde. Die wichtigste ist die Ortsgemeinde, wo Brüder und Schwestern sich am Worte Gottes aufrichten und ausrichten, und im Namen Jesu Christi vor den Tisch des Herrn treten.

 

Als Zweitwichtigstes sehe ich die Bezirksgemeinde. Sie ist ein lebendiges Netzwerk zwischen den Regionen. Und es wurden in unserem Bezirk geistliche, menschliche und materielle Schätze zusammengetragen, die uns bereichern, stärken und auferbauen. Es ist sicher nicht leicht, den Bogen zu spannen zwischen dem Schaaser Tal und dem Prut in der Bukowina; es gibt immense Unterschiede zwischen den Gemeinden Waldhütten und Bistritz, zwischen Radautz und Schäßburg. Dennoch: wir haben im Glauben beieinander Halt gefunden, wir haben von den Lebenserfahrungen der Gemeinden aus den verschiedenen Gebieten eine Menge gelernt und es ist soetwas wie menschliche Vertrautheit und geistige Verwandschaft entstanden zwischen den Gläubigen aus dem Kokeltal, aus dem Reener Land, aus dem Nösner Land und aus dem Buchenland.

 

Jede Region ist ein konstitutiver Bestandteil geworden in unserem Kirchenbezirk. Und es wird von Bedeutung sein und bleiben, sowohl die Gemeinden vermehrt zu stärken als auch den Bezirk. Wir haben durch Bezirksgemeindefeste, durch Gemeindebesuche und Visitationen, durch bauliche Vorhaben, aber auch durch die Vermittlung und den Austausch von Geldgaben, oder etwa von Orgeln und Glocken gegenseitige Hilfe und Zuwendung erfahren und durch den Nächstendienst der Gemeinden Vergewisserungen bekommen, die unsre geistliche Verankerung und Beheimatung im Bezirk vertieft haben.

 

Die Landeskirche wiederum ist die Gesamtkörperschaft der Evanglischen auf dem Gebiete Rumäniens. Sie ist der Leib Christi in der Gestalt aller Evangelischen Christen, dessen Haupt Christus selbst ist, verkörpert durch die Person des Bischofs. Wir haben im abgelaufenen Berichtjahr erleben dürfen, dass unsere Gemeinschaft gestärkt wurde, durch den Besuch des Hirten unserer Kirche. Fünfmal hat unser Hochwürdiger Bischof unseren Bezirk besucht: Zweimal zur Pfarrerversammlung, einmal zu unserem Bezirkskirchengemeindesfest am Pfingstmontag in Pruden, sowie beim Großereignis 470 Jahre Nikolauskirche Bistritz. Zweimal hat er in der abgelaufenen Frist die Gesamtheit der Pfarrer zu gemeinsamen Pfarrkonferenzen einberufen.

             Alle genannten Strukturen – Gemeinden vor Ort, Bezirks- und Landeskirche – sind nicht für sich selbst da, sondern haben eine dienende Funktion. Ich schicke das voraus, weil in den letzten Monaten verschiedene Vorschläge gemacht wurden, unsere Bezirke zu verändern: in unserem Kirchenbezirk spricht man davon, entweder ihn dem Bezirk Kronstadt anzuschließen oder aber die Funktionen des Bezirkes als geistliche und teritorielle Größe teils  in die Gesamtheit der Kirche überfließen zu lassen, teils seine Funktionen zu delegieren an die Stadtgemeinden. Meine eigene Wahrnehmung ist, und das bestätigt die Erfahrung in den Kirchen der EKD, dass die Verlierer einer dergleichen Strukturreform vor allem die kleinen Gemeinden sein werden. Strukturreformen sind nie ein Ersatz für geistliche Erneuerung. Zentralisierung in welcher From auch immer, entmündigt und verarmt Gemeinden.

 

           Die Gewichtung würde zunehmend weg von der Diaspora am Land hin zur Diaspora in der Stadt übergehen. Dabei beobachten wir in den Gemeinden eine derart bunte Vielfalt und Lebendigkeit, die auf jeden Fall gestärkt werden muss und keinesfalls geschwächt werden darf. In der Diaspora liegen die Verantwortungen oft in den Händen von sehr wenigen Personen, die aber in großer Treue und unter großen Belastungen unserem Herrn und ihren Kirchengemeinden dienen, und oft dienen sie im Alleingang. Hinzu kommt, dass die HOGs ebenfalls ihr Hauptinteresse auf die Ortsgemeinde richten, auch dann, wenn sie sich in Deutschland in Verbände zusammenschließen. Es könnte das Programm unserer Kirche für die nächste Zeit werden, einerseits den Aufbau von Gemeindeverbänden in den Regionen zu ermutigen, ohne aber den Abbau der Bezirke zu betreiben, sondern vielmehr bei gleichzeitigem Ausbau und Stärkung der Bezirke und der Nutzung ihrer Infrastruktur als auch – vor allem – ihrer juristischen und geistlichen Repräsentations- und Integrationskraft. Auf diese lebendige Gemeinschaft sollen wir bitte nicht verzichten:

Lassen Sie mich meinen Bericht übertiteln: „Pilgerwege im Land des Segens“
Kirchliches Pilgerwesen im Land des Segens bedeutet, überall hin gehen, wo Gott Menschen und Orte segnen will

 

Woran denke ich? Die Altäre aufsuchen. Unsere Kirchen sollten wir öfter besuchen und dort auch beten. Sie sollen nicht zu musealen und kulturellen Orten verfallen, sondern dem Kultus dienen – dem Gebet und der Eucharistie. Wo niemand mehr lebt um in der Kriche zu beten, sollten wir darüber nachdenken, mindestens einmal im Jahr sonntags oder an einem Wochentag in Gemeinschaft das Heilige Abendmahl dort feiern (so geschehen in Felldorf zur Glockenweihe, in Pruden am Pfingstmontag, Johannisdorf und Klosdorf am Heiligentag, in Kyrieleis anlässlich der Visitation des BK Schäßburg).
Die Kranken aufsuchen: Es geschieht gottlob nachbarscahftlich oder institutionell, dass Kranke und alleinstehende Gemeindeglieder aufgesucht werden, um körperlichen und seelischen Gebrechen abzuhelfen. Bei Hausbesuchen des Pfarrers (182) sollte genügend Zeit sein für Gespräch, aber auch für Bibellese, dh. für mindestens einen Psalm und für das Vaterunser. Darin kommt zum Ausdruck, dass das Motiv unserer Zusammengehörigkeit im Auftrag des Herrn der Kirche begründet ist. – Ich las über Bischof Wilhelm Stählin aus Oldenburg, dass er bei allen Visitationen auch Krankenbesuche machte; Kranke an ihren Betten besuchen war ihm genauso wichtig, wie der Hauptgottesdienst; persönlich habe ich einen älteren Pfarrer kennengelernt, der macht täglich 4 Stunden Hausbesuche. Wir werden oft schuldig an unseren Bettlägerigen, und es ist gut, wenn die Presbyterien darauf achten, dass die Kranken durch die Nachbarschaft oder durch Gemeindedienste besucht und nicht vernachlässigt werden. – Werden Sie bitte nicht müde, die Pfarrer zu erinnern, wo jemand zuhause den Besuch durch die Kirche dringend braucht. Nicht alle Kranken sind so mutig wie der 84 jährige Wenzelbatch aus Manjersch, dass er selber anruft und fragt, wann ich mit dem Heiligen Abendmahl zu ihm und seiner Frau ins Haus kommen kann.   
Die Pfarrkonferenzen aufsuchen: Da ist die Bemühung um das geistliches Ringen, da ist die monatliche Zusammenkunft der Pfarrer in Schäßburg aber auch in den Regionen: in Reen, in Neumarkt, in Bistritz, in Hermannstadt und sogar in Klausenburg; oder das Besucht-Werden von anderen Bezirken, wie es beim Mühlbacher Bezirk im Monat März der Fall war und wie es mit dem Kronstädter Bezirk geplant ist. Lektorentreffen fanden heuer siebenmal in Dunesdorf statt. Zweimal allgemeine Versammlunen in Michelsberg

Gottesdienst aufsuchen: Die Stärkung der Kirchengemeinden wird nicht durch Strukturreformen erlangt sondern durch die Sicherstellung der geistlichen Basisarbeit, nicht nur durch die Sicherstellung finanzieller Mittel. Die größte Not der Kirche kommt nicht von ihrer finanzielle Armut, sondern von ihrer geistlichen Armut. Darum gehört zum 1. Anliegen das geistliches Tun, nämlich Kirche, Kommunion und Katechese. Und daraus erwächst die Diakonie, der Nächstendienst. So habe ich im Folgenden versucht, aus den Jahresberichten der Pfarrämter auf diese geistlichen Stärken abzuhorchen: Gottesdienst, Abendmahl, Unterweisung der Kinder. Danach habe ich versucht, die Höhepunkte aus den Regionen zu benennen, prägende oder erwähnenswerte Ereignisse, das können auch gelungene Bauvorhaben sein, wofür wir Gott herzlich danken dürfen (wenn Ihnen ein besonderes Ereignis fehlt, bitte ich, ergänzend davon zu berichten).

Seit dem Tag ihrer Entstehung gibt es Kirche nur in der doppelten Eigenschaft als geistlicher Leib Christi und zugleich als irdische Körperschaft. Kirche hat also doppelt Rechenschaft abzulegen über das himmlische Erbe, als auch über das irdische Vermächtnis, die beide ihr zu treuen Händen anvertraut sind. Unser Kirchenbezirk zählt aktuell 2.312.-  Mitglieder, das sind, verglichen mit dem Jahr 2012, als 2.319 gezählt wurden, um 7 Personen weniger. Kirche ist aber allezeit viel mehr als die Summe ihrer Gläubigen. Kirche Christi ist auch nicht das, was wir daraus machen, sondern das, was Gottes Heiliger Geist, der Begründer der Kirche in ihr schafft: Die Gemeinschaft der Gläubigen „berufen, sammeln, erleuchten, heiligen und bei Jesus Christus erhalten im rechten einigen Glauben“. Über 160 mal wurde im letzten Jahr in unserem Kirchenbezirk das Heilige Abendmahl gefeiert. 15 Taufen fanden statt. 25 Konfirmanden gehen heuer in den Unterricht. Hier also einige Zahlen aus dem Bezirk.

Unseren Kirchenbezirk aufsuchen: Der Bezirk Schäßburg ist der drittkleinste und zugleich drittgrößte von den 5 Bezirken unserer Landeksirche, zwischen den größeren Bezirken Hermannstadt und Kronstadt einerseits, und den kleineren Bezirken Mühlbach und Mediasch andererseits; doch jeder Bezirk ist zugleich genauso stark wie seine schwächsten Glieder sind. Darum gilt es, sich um die Schwächsten zuerst zu kümmern. 2. Korinther 12,9 begründet Paulus das auch: „Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig“. Und im 1. Thessalonicher-Brief 5, 14 heißt es, die Starken sollen „die Schwachen tragen“: „Weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann“. So beginne ich auch die Vorstellung der Gemeinden mit dem kleinsten Pfarramt – auch wenn es durchaus nicht die schwächste und unbedeutendste sondern ein extrem lebendiges ist:
Bevor ich die einzelnen Gemeinden vorstelle möchte ich noch diese Mitteilung wiederholen: Im abgelaufenen Jahr haben wir die Beerdigung von der wahrscheinlich ältesten Kuratorin unseres Bezirkes begangen: Hedda-Kathrina Vlad, geb. Reuss in Marienburg (geboren am 30 Juli 1924 in Marienburg, gestorben am 16. März 2013), im Alter von 88 Jahren. Sie starb am Tag, als wir mit der Gemeinde Marienburg in ihrem Haus uns um Vergebung gebeten, einander vergeben und das Heilige Abendmahl gefeiert hatten.

Und nun: Die Gemeinden aufsuchen:

 

Malmkrog mit Pfarrer Joachim Lorenz, der zweit-dienstälteste Pfarrer unseres Bezirkes. Jugenddiakon. 165 Seelen + 17 nicht getaufte Kinder
Malmkrog: 45 Gottesdienste, 3 mal mit Abendmahl für 117 Seelen, 17 Kindergottesdienste. 3 Konfirmanden. Durchschnitts-Alter: 33 Jahre    

       Höhepunkt: Fertigstellung der Marienkirche durch das EU Projekt. Aktivwerden der freiwilligen Feuerwehr
Kleine Kokel: 24 Gottesdienste für 49 Seelen in Rode und Klein Alisch bzw. punktuell in Felldorf. 
       Höhepunkte: Einweihung der Glocke in Felldorf am Ostermontag. HOG-Treffen in Rode zur 600 Jahrfeier
           

Johannes Halmen: 215. 112 Gdte, 43 mit Abm., 40 Bibelstunden im Lukasspital Groß-Lasseln
Diaspora Marienburg N, O, S, W von Schäßburg: 147 Mitglieder. 84 Gdte.

       Höhepunkte: Erntedankfest in Trappold. Kirchweihfest in Klosdorf mit Keisd. Herrichtung der Winterkirche Nadesch nach Dacheinstrurz 
Keisd: 68 Mitglieder – 26 Gdte, 2 Konfirmationen, 2 Taufen
       Höhepunkt: Bischofsbesuch mit Konfirmanden in Hermannstadt, mit dem, Presbyterium Keisd

 

Martin Türk König:  284 Seelen (de facto 323) feierten 174 Gottesdienste (32 mal mit Abendmahl) teils durch Lektoren gehalten  
Diaspora im Kokeltal: 146 Seelen feiern 130 Gottesdienste. 
        Höhepunkt: Einweihung der hergerichteten Kirche in Neudorf in Gegenwart von BKKurator A. Hügel
Diaspora im NösnerLand: 138 Seelen (de facto 177) feierten 44 Gottesdienste.
        Höhepunkt im NösnerLand: 700 Jahre Jaad, Großereignis nach der Herrichtung der Kirche  

 

Hans Dieter Krauss: 526 (Bistritz, Nösen, Buchenland) 
Bistritz: 264 Mitglieder hatten fast ununterbrochen Gottesdienst feiern dürfen trotz krankheitsbedingter Ausfälle
         Höhepunkt – Einweihung der 450 Jahre St. Nikolauskirche in Bistritz sowie die Unterzeichnung der „Ökumenischen Bistritzer Erklärung“

Buchenland: 52 Mitglieder (4 Gottesdienste: Christfried Seiffert 2, Eckehard Rudolf 1, HDieter Krauss 1, J. Halmen 1) 
         Höhepunkt – Reformationsfest in Dorna Watra am 2. November 2013 mit dem neubegründeten Kirchenchor Reen

 

Bruno Fröhlich: 555 Schäßburg und Alisch. 98 (71+27) Gdte. Die Gemeinde hat eine der stärksten und segensreichsten Partnerschaften in unserem ganzen Bezirk – die Kirche Bremen

Schäßburg: 494 Mitglieder – 71 Gdte, 14 Mal Abm., 3 Konfirmanden, 6 Taufen.
        Höhepunkt: Das große Treffen der Siebenbürger Sachsen am 21. Sept. Sommer-Konzerte
Groß-Alisch: 61 Seelen, 27 Gottesdienste – 2 Konfirmanden. Alter etwas über 33 Jahre

Johann Zey: 705 Seelen. 166 (58+108)Gottesdienste, 56 (14+42) Abm.feiern – 7 Taufen, 17 Konfirmanden (5+12) Alter: 45 Jahre

Reen: 257 Mitglieder. Rege Bautätigkeit an Kirchendach und im Kirchhof 

         Höhepunkt: sonntäglicher Kindergottesdienst / jährlich Kinderbibelwoche. Maifest 12.05. mit Bischof Guib

Reener Ländchen: 430 Mitglieder in den 7 Gemeinden des Reenern Ländchens
         Rege Bautätigkeit in allen Landgemeinden, von Botsch, Weilau, Zepling oder etwa neue Fenster in Niedereidisch

Es gab im abgelaufenen Berichts-Jahr auch Niederlagen und Verluste. Durch Prozesse haben wir leider verloren:
den Friedhofsweg in Groß-Lasseln; den Gemeindesaal in Kreisch; den Zugang zum Kirchenwald Reußdorf. Dafür haben wir Schulen, Gemeindesäle, Grundstücke zurückerhalten und teils veräußert, worüber gesondert berichtet wird.

 

Weitere Kirchliche Höhepunkte im Kirchenbezirk
Ostermontag – Der dreisprachige Glockenweihe-Gottesdienst mit rund 70 Teilnehmern (Deutsche Sendung) wurde vom Schäßburger Bezirksdechanten Johannes Halmen, sowie von Pfarrer Joachim Lorenz aus Malmkrog zelebriert. Hier wird die Ruine in Felldorf im Volontariat wiederaufgebaut durch den Arcus Verein, geleitet von den Restauratoren Kiss Lóránd, Restaurator für Malerei; Mihály Ferenc, Holzrestaurator

Molnár Dénes, Restaurator; Filip Alexandru, Kurator des Vereins, und dem Reener Architekten Klaus Birthler.  

 

3. April, Mittwoch nach Ostern – Die Einweihung des zweiten Gästehauses am Lutherhof Pruden.

 

13.-15. Mai Kirchenwaldverein – Tagung in Kloster Schmerlenbach, „Arbeitsgemeinschaft Kirchenwald“ zum Thema „300 Jahre Nachhaltigkeit“; dort hielt ich vor den rund 40 Teilnehmern einen Vortrag „Waldlyrik in der deutschen Literatur“

20. Mai – Bezirksgemeindefest – Etwas Besonderes – am Pfingstmontag mit unserem Herrn Bischof Reinhard Guib und mit 150 Besuchern. Anschließend fand in Pruden auch die Kirchenwald-Vereinssitzung statt

 

Am 22. Mai hat das Konsistorium – im Rahmen eines Besuches von Denkmalamt, Geldgeber und Kirchenvertretern – die Schlüssel der hergerichteten Kirchen Arkeden und Klosdorf wieder übernommen. 

25. Mai, Samstag, haben wir eine Nürnberger Baurüstzeit besiegelt, unter der Leitung des General-Sekretärs des CVJM, dem siebenbürger Sachsen Michael Götz, u in Arkeden den Altar eingeweiht um das 1. Abendmahl zu feiern.

 

26.05. Kirche in Bistritz. Trinitatis mit Günther Klöss Schuster an der Orgel. Zugleich feierten wir 33 Jahre Ehejubiläum von Kuratorin Kathi & Raul Borsos

 

31. Mai war Ciprian Dobre, der Kreisrat Mieresch, mit einer Delegation im Konsistorium Schäßburg und anschließend in Arkeden. Anlass war einerseits unsere Bitte, unsere Gemeinden im Allgemeinen und Keisd im Besonderen zu fördern. 

Am 8. Juni, lud die NOBREGA Stiftung zu einer ersten Ausstellung mit Empfang im Pfarrer-Martin-Kelp-von-Sternburg-Haus ein. Zu Besuch waren Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesundheitswesen. Vespergebet in einer vollen Kirche, an der Orgel spielte Bruno Roth. Angedacht ist hier Zentrum für Vorbeugende Medizin in Partnerschaft zwischen dem Lukasspital, der Norbegastiftung und dem Lokal- und Kreisrat.  

 

31. Mai begann der erste Kurs mit lokalen Lehrlingen von INTBAU
 

24.06. Johannisdorf  Der Täufer Johannes hat seinen kirchlichen Gedächtnis-Tag als „Gegenpol“ zum Christfest, unter dem Thema: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“. (Joh 3, 30) . Pfarrer Wolfgang Rehner hielt einen Vortrag zur CA: „Ich rede von deinen Zeugnissen vor Königen und schäme mich nicht.“ (Ps 119, 46)

 

10. Juni, Prof. Ernst Hofhansl, der Senior der gesamten Evangelischen Michaels-Bruderschaft, besuchte zusammen mit seiner Frau Schäßburg

 

14.-16. Juni Besuch beim GAW Reinland. Ich durfte zu Gast sein in Jüchen bei meinem Studien-Kollegen Horst Porkolab, dessen Gemeinde seit 2009 die Diakoniekasse unseres Bezirks jährlich mit 1000 Euro unterstützte. Dort hielt ich einen Vortrag über unseren Bezirk sowie die Sonntags Predigt.

 

1.08. Eröffnung der Akademischen Musik am Tag der Schweiz in Gegenwart von Pfarrer Eckhard Rudolph – EMB. Er tat Dienst in Nösen und in Südsiebenbürgen

 

25. August 2013 – Nordsiebenbürger Treffen, 700 Jahre Jaad. Abschluss der Kirchensanierung durch Kurator Dorel Meynhardt. Predigt des Bischofs; Abendmahlsdienst. Die Presse berichtete.

8. Sept. Birk Ökumenische Orgeleinweihung

11. Sept. 2013 Pfarrkonferenz im evangelisch- ungarischen Pfarrzentrum Neumarkt

2. November 2013 Reformationsfest in der Bukowina

Frau Kuratorin Corina Derla, die Kuratorin aus Suczawa, die wir heute zum erstenmal begrüßen, verfasst über das Ereignis einen Bericht, aus dem ich nur einige Zeilen vorlesen möchte: Dorna Watra. Über achtzig Personen kamen wir zusammen: evangelische Gläubige aus der Bukowina (Suczawa, Kimpolung, Gura Humora), Siebenbürgen (Nösnerland, Schäßburg und Sächsich Regen), Bukarest und Passau.
In der Kirche, die 1905 vom reichen Landwirt Dieb aus Dorna Watra für die lutherische Gemeinde erbaut wurde. Heute ist sie orthodox, weil die evangelische Gemeinde die Bukowina im Jahre 1940 verließ und die rumänische Gemeinde, die eine Kirche für ihre religiösen Gottesdienste brauchte, dieses Gotteshaus 1988 umbaute und nutzt.

Die Organisation unserer Zusammenkunft zum Reformationsfest lag beim Regionalforum des Buchenlandes, und zwar in den Händen von Frau Antonia Maria Gheorghiu. Der orthodoxe Pfarrer der heutigen orthodoxen Kirchengemeinde grüsste am Ende des Gottesdienstes die Pfarrer und die Gäste, erklärte wieder das
Während des Gottesdienstes sang der neubegründete Kirchenchor aus Sächsisch Regen, unter der Leitung des Kantors Kiss Elemér. Die Kuratorinnen der evangelischen Kirche aus Dorna Watra, Frau Lehrerin Ingeborg Obada und Frau Tusnelda Piticariu, organisierten ein Mittagessen unter Freunden, das beim Hotel „Intus“ stattgefunden hat. Das gute Essen und die warme Gemeinschaft ergänzten die gute Laune der Gäste. Natürlich, andere Grussworte fehlten nicht: Herr Thomas Hartig (seitens des Demokratischen Forums der Deutschen aus Bistriz), Frau Antonia Maria Gheorghiu (seitens des Regionalforums Buchenland), Herr Siegfried Quiersfeld (seitens des Demokratischen Forums der Deutschen aus Dorna Watra).

Wir bedanken uns: bei Frau Anna Lungu aus Bistriz, deren Geburtstag wir gleichfalls in Dorna Watra feierten; für die Grüsse von Pfarrer Hans Dieter Krauss aus Bistritz; für die Anwesenheit des Herrn Bezirkskichenkurator Ing. Adolf Hügel; für die Unterstützung und Beiträge aller, sodass diese Feier zustande kam. Es folgten musikalische Momente: der Chor aus Sächsisch Regen und die Singgruppe aus Kimpolung mit der Hymne des Buchenlandes: Traute Welt. 5. November 2013

2. Advent, 8. Dezember – 12. Kerzenmarsch, rund 150 Teilnehmer. Pfarrer Binder war in der Klosterkirche Gastgeber sein. Adventsgedanken in der Bergkirche

 

Besuch des Glockenexperten in Keisd und Malmkrog

18. Februar – Verhandlungen im Bürgermeisteramt Lechnitz, danach in der BK Sitzung in Tekendorf über die langfristige Überlassung der Kirche in Kyrieleis

 

11. März Treffen mit dem Vorstand der Heimatortsgemeinschaften in De Hans Gärtner beim BK: Hans Gärtner und Hans-Georg Franchy

März Zweitägige Pfarrerversammlung der Pfarrkonvente aus Mühlbach und Schäßburg im Lutherheim Pruden mit der Thematik „Christliches Menschenbild des Athanasius“

 

Erwarten der großen Partnerschaften – Zeitverlust. 18 Kleinere und größere Partnerschaften – teils im Umkreis von Schäßburg:

Baulich: MET Malmkrog, Arkeden, Klosdorf; Niermann Stiftung; INTBAU Arkeden; ARCUS Verein Felldorf; Baufirma KUFischer Rauthal;

Sozial-Diakonisch: Pflegenest Schäßburg, Lukasverein Lasseln, Haus des Lichts Weißkirch;

Geistlich: Lutherheim Pruden; CVJM Arkeden; GAW Jüchen / Reinland

Kulturell: HOG Nösen; HOG Verband Nadesch; HOG Arkeden; HOG Rode; Bürgermeister Bistritz; CORONA Verein Trappold;  
Forstamtlich: AG Kirchenwald.de


2013 stand für mich persönlich unter einem dreifachen Zeichen: 25 Jahre seit meiner Ordination. 20 Jahre Schäßburg. Vier Jahre Dekanat. Es waren erfüllte Jahre, auf die ich dankbar zurückkblicke.

Mein besonderer Dank richtet sich an alle, die in den letzten vier Jahren in unserem Kirchenbezirk mitgedacht, mitgewirkt, mitentschieden, mitgebetet und mitgelitten haben, damit unsere Gemeinschaft immer mehr zu dem wird, was sie sein soll: eine wirkliche geistliche Heimstätte für evangelische Christen und ein Ort, wo Gott die Ehre gegeben wird. 
Besonders möchte ich BKKurator Adolf Hügel danken für Seine ehrenamtlich im und für den Bezirk zugebrachte Zeit. Ich danke Herrn Michael Meyndt für sein Umsicht, mit der er im Konsistorium als auch in den Gemeinden präsent ist.
Besonders danke ich auch Frau Lidia Josephine Suciu, die sich im BK eingearbeitet und eingebracht hat.

Persönlich bitte ich zuletzt um Vergebung, wo ich in meinem Amt nicht genügend präsent und treu war oder wo ich Menschen und Gemeinden schuldhaft übersehen, übergangen oder verletzt haben sollte.    

Unser Dank gilt unserem himmlischen Vater für sein Geleit über unserem Bezirk auch im abgelaufenen Berichtsjahr, wie auch unser Vertrauen fest bleiben möge auf Seine Verheißung für die kommenden Jahre.

JH
Bezirksdechant
Schäßburg, den 5.04.2014

Bericht des Dechanten `12

Bericht des Dechanten über die Zeitspanne 28.04.2012 ~ 19.04.2013
DZ. 25 / 20.04.13

Löbliche Bezirkskirchenversammlung,

sehr geehrte Abgeordnete, sehr geehrte liebe Kuratorinnen und Kuratoren, liebe Schwestern und Brüder,

 

    wir sprechen in letzter Zeit viel über die Zukunft der Kirche und planen die Kirche der Zukunft. Wo werden wir in zwanzig Jahren schätzungsweise sein? Wir wissen es heute nicht. Was wir aber heute schon wissen ist, wie Gott heute zu uns steht, und wie wir heute zu unserem Gott stehen. Wir wissen es aus der Hl. Schrift und aus dem Bekenntnis der Kirche, dass Gott selber der Planer und Regent der Weltgeschichte ist und das Geschick der Kirche in Seinen Vaterhänden hält. Und wir wissen, dass Gott mit unserem Vertrauen rechnet. Er ist ein Gott, der Wunder tut. Und dieses Wissen darf über der Frage, wie denn die Kirche morgen aussehen müsste, nicht untergehen. 


    Das aktuelle Jahr 2013 steht unter einem Leitwort aus dem Hebräerbrief Kapitel 13: „Wir haben hier keine bleibende Statt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Das bedeutet: unsere Welt, unsere Kirche und wir selbst sind im Umbau; alle jetzige Gestalt ist nicht die endgültige. Wir sind als Menschen oft unterwegs, eine feste Burg und eine bleibende sichere Stadt zu finden, wir suchen als Christen aber vielmehr die zukünftige Stadt Gottes, das himmlische Vaterhaus, in dem wir „nicht mehr Fremdlinge und Nichtbürger sind, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen” (Epheser2). Gottes Wort will unser Augenmerk einerseits auf Gottes kommende Welt und auf den kommenden Herrn der Kirche lenken; und andererseits werden wir vergewissert, dass es nicht an menschlichem Planen, und auch nicht an menschlichem Vermögen hängt, wenn die Kirche Zukunft hat, sondern an ihrem Planer und Gestalter selbst. Ich sage das zunächst, um von unseren Fixierungen wegzulenken: sowohl unsere Fixierung auf die demografischen Zahlen als auch auf die Strukturdebatten in der Kirche.

 

    Ich erinnere mich daran: als vor 30 Jahren, dh. 1983, in der Bergkirche Schäßburg der 500 Jahre seit der Geburt Dr. Martin Luthers gedacht wurde, da hatte jemand ein großes Plakat mit einem Lutherwort anfertigen und aufstellen lassen, und dieses Wort hat mein Bild von Kirche geprägt und es hat mich nicht mehr losgelassen; Luther schrieb in Zeiten großer kirchlicher, politischer und sozialer Krisen: „Wir sind es doch nicht, die da die Kirche erhalten könnten. Unsere Vorfahren sind es auch nicht gewesen. Unsere Kinder werdens auch nicht sein; sondern der ists gewesen, ists noch und wirds sein, der da sagt: „Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“ Matthäus 28.

 

Kirche der Zukunft ~ Kirche der Vergessenen ?  

    Unter dem Vorzeichen der zukünftigen Welt Gottes machen wir uns darum den heiligen Ernst bewusst darüber, was es heißt, in der Kirche zu leben und zu arbeiten: dass wir uns am Ziel orientieren, das Gott selber setzt. Im Licht von Gottes Ewigkeit ist unser Tun in hohem Maße bedeutungsvoll. Unsere Kirche ist nämlich im Umbau und er gebraucht dabei allerlei Menschen. Und mit wem wird die Kirche gebaut? Mit uns! Dieser Gedanke fasziniert mich, den Bernhard Hoppe, Pfarrer in Lübben, ausspricht; hört, mit wem Gott seine Kirche baut: 

    „Christus baut seine Kirche mit den statistisch Kinderlosen, den geographisch Zurückgebliebenen, den arbeitsamtlich Erledigten, den schichtweise Überarbeiteten. Den Bevölkerungsarmen wurde Christus verkündet als „der Stein, den die Bauleute verworfen haben u. der zum Eckstein geworden ist“ (Ps 118,22; 1.Pt 2,7). „Christus wird seine Kirche mit denen wieder aufbauen, die vorher abseits standen.“ Und vor unserem inneren Auge entsteht das Bild einer Kirche, die unsere Kirche sein könnte; Bernhard Hoppe schreibt: „Nicht Manager errichten die Kirche der Zukunft. Die stillen Bauleute fanden die abseits Stehenden, denen keiner etwas zugetraut hatte. Alle gingen sie los und klopften an die Türen. Sie fanden die Kinder, die vor dem Fernseher hockten, sich aber lieber von der Gnade Gottes erzahlen ließen. Sie fanden die Jugendlichen, die zu Hause laute Musik hörten, jetzt aber den Ernst der 10 Gebote erklärt bekamen. Die Bauleute fanden die Eltern, die versuchten, ihren Kindern Hoffnung für die Zukunft zu geben, jetzt aber von der Hoffnung Gottes für die Welt erfuhren. Sie fanden die Kranken, die Enttäuschung gewohnt waren, jetzt aber Trost fanden und ihn selbst spendeten. Sie fanden die Älteren, die manche Schuld drückte und die sich danach sehnten, Vergebung zu erfahren und sie weiter zu geben. Sie fanden die Sterbenden, die in Gebet und Abendmahl noch einmal die Fülle von Gottes Zuwendung erfuhren.

            Die Bauleute hatten die lebendigen Steine gefunden, die man übersehen, weggelegt oder für unbrauchbar erklärt hatte. Die einst nicht Gottes Volk waren und die nicht in Gnaden waren, die wurden Gottes Volk und waren jetzt in Gnaden (Hos 2,25; Pt 2,10). Christus baute seine Kirche um, indem er sich dort finden ließ, wo Kirche keine Zukunft mehr zu haben schien“. Genau das möchte ich glauben und hoffen, ja wir möchten es Gott zutrauen, dass er Zukunft – nochmehr:
Seine Gegenwart schenkt in Wort u. Sakrament – gerade auch in den scheinbar zukunftlosen Gemeinden.
 

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Kirche von Heute – der Stoff für die Kirche der Zu-Kunft Gottes? Statistiken. Die Seelenzahlen vom 31.12.2012:  

 

Schäßburg mit Groß Alisch     568 – Stadtpfarrer Hans~Bruno Föhlich im Bezirksvorort (mit 503 Seelen)

Reen mit Diaspora                   705 – Stadtpfarrer Johann Zey, De~facto~Gemeindeverband um Reen (275)

Bistritz und Bukowina             354 – Stadtpfarrer Hans Dieter Krauss in Bistritz (286)   

Dunesdorf und Nösner Land   321 – Martin Türk König (179 um Dunesdorf, 142 im Nösner Land)
Malmkrog mit Klein Alisch     155 – Joachim Lorenz (117) Impulsgeber für die Jugendarbeit

Marienburg, Keisd, Diaspora 227 – Johannes Halmen (Keisd 82, Marienburg 21), Dekanat 

            31.12.2012 zählte unser Kirchenbezirk Schäßburg zusammengenommen 2.330 Seelen, das sind 19 Mitglieder weniger als im Jahr 2011 ~ 2.349. Diese Glaubensgeschwister, auf immerhin 62 Gemeinden verteilt (weitere 24 Gemeinden haben 0  – null – Seelen und warten auf die Vollendung), geben ein überaus buntes und lebendiges Bild.

 

Gottes Zu-Kunft ereignet sich überall dort, wo wir in seinem Namen zusammenkommen und er zu uns kommt:
In alle den Gemeindegottesdiensten, deren sonntäglich zwischen 10 und 12 gefeiert werden kommt der Herr zu uns. Er kam zu uns auch am 7. Bezirksgemeindefest in Pruden, Pfingstmontag,  den 28.05.2012, mit rund 130 Besuchern. Predigt zum Leitwort des Tages: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr Zebaoth.“ Sacharja 4, 6

Am LAUDATE – KONZERT in Keisd am 2. Juni mit 70 Musikern und Chorsängern und rund 400 Gästen aus der ganzen Kirche

Am Johannistag in Johannisdorf, am 24.06. mit Prof. Hans Klein. Gedenken zum Tag der C.A. Prof. Paul Philippi beschrieb das Treffen von rund 40 Abendmahlsbesuchern im Zwischenkokelgebiet so: „Es war nicht ein touristisches Schmankerl, sondern ein kleines geistliches Ausrufungszeichen.“ Unser Herr ist da, auch an den verlassen und verborgenen Orten, wo immer er gerufen wird. Etwa auch am 18.08.2012 – Rode bei der 600 Jahrfeier mit Präfekt und Kreisrat. Unser Herr ist da, etwa auch am
31. Oktober – Reformation in Jakobeny mit Bläser-Sextett aus St. Marten / Tarnaveni

 6.12. – Klosdorf – Nikolausfeier mit über 20 Besuchern, Arbeitern und Gästen aus Keisd.

Diese Besucher kamen zu uns in den Bezirk und prägen vielleicht auch in Zu~Kunft unseren Bezirk mit:

7.06.  – SKH Prinz Charles von Wales kommt nach Trappold und Denndorf

11. Juni – Prof. Hofhansl in Schäßburg und Malmkrog. Teilnahme am Konzert in der Bergkirche

16.08 Besuch der Gemeinde Wien Neuburg mit ihrer Pfarrerin und ihrem Kurator Ing. Franz Errath, EMB

 29. August 2012 – 29. September: Herr Praktikant Alexander Lieberich, Stud. Theol, Wien

16.-23. Sept. SKEK hat Besuch von der AG Kirchen-Waldverein mit einem der Ideengeber des SKEK, Ing. Tobias Schramm aus Brandenburg und Pfr. Max Ulrich Kessler aus Türingen. Gespräch am 15. in Groß-Alisch. Waldbegehung in Keisd am 16.09.

5. Okt. – Roma Chor aus Ploiesti in Peschendorf, Arkeden (Begegnung mit Közös Elet) und Großlasseln:

6. Oktober – Bischofsbesuch in Lasseln – wir feierten einen Dankgottesdienst, 20 Jahre Lukasverein – zusammen mit dem Landeskirchenkurator und mit dem Generalkonsul aus De in Hermannstadt, unter großer Beteiligung unserer Landgemeinden.

10.03. Lätare – Verhandlungen mit Werner Henning, Vorstand des Verbandes der HOGs

Wir hatten im letzten Jahr eine Folge von personellen Veränderungen:

    Im Mai 2012 wurde unsere neue Sekretärin Lidia Josephine Suciu als Bürokraft mit Sekretariats- und Buchhaltungsdiensten eingestellt, nachdem Frau Lahni in Rente gegangen war. Fr. Suciu, die wir am 28.04.2012 bei unserer letzten Bezirkskirchenversammlung alle kennenlernen durften, hat nun ein Jahr Erfahrung bei uns, und sie hat sich schnell und präzise eingearbeitet, und ihre Stimme dürfte nun jedem bekannt sein, wann immer hier beim BK angerufen wird. 

      Im Juli letzten Jahres hat Frau Agnes Köber – wenige Tage nach ihrem bestandenen Wählbarkeitskolloquium – das Amt als Pfarrerin in unserer Kirche niedergelegt. Wie wir erfreulicherweise erfahren durften, hat sie am 8. März dieses Jahres in Deutschland geheiratet und wir wünschen an dieser Stelle dem jungen Ehepaar viel Freude, Gottes Segen und Leitung.

    Im Advent dieses Kirchen-Jahres wurde Pfarrer Martin Türk ~ König auf die Pfarrstelle Dunesdorf eingesetzt, mit dem doppelten Schwerpunkt des Dienstes im Kokeltal und auch im Nösner Land. Diese schwierige und für manche Gemeinden vielleicht unbefriedigende Betreuungs-Konstellation soll im Zusammenhang einer möglichen Begründung von Gemeindeverbänden in spätestens zwei Jahren neu durchdacht und neu gestaltet werden.    

  Im Januar 2013 wurde Herr Ioan Ilies in Bistritz feierlich aus dem Dienst in den Rentenstand verabschiedet, nachdem Herr Ing. Ovidiu Mezdrea an seine Stelle getreten ist, und als Sachwalter der Gemeinde Bistritz und Nösener Diaspora angestellt wurde .   

    Nicht zuletzt gedenken wir heute an unseren Herrn Alt-Bezirks-Kirchen-Kurator Hermann Andreas Baier (* 7. Mai 1930  + 16. April 2013) , der am Dienstag dieser Woche im Alter von fast 83 Jahren aus diesem zeitlichen Leben abberufen, und vorgestern unter Beteiligung einer großen Trauergemeinde am Bergfriedhof in Schäßburg bestattet wurde. (Schweigeminute) 

Unterwegs in Verwaltungsfragen:

3.05. Klein Lasseln: Bauabnahme Kirchendach; 80. Geburtstag von Kurator Michael Alesi. BKKurator Hügel, LKKurator Philippi, Michael Meyndt 
8. Juni – Bistritz – Hügel, Zey, Meyndt, Iakob bei Krauss, Borsos, Meynhardt, Ilies, Lungu; Protokoll mit Stadtrat: Kirche,
Billak Bergrutsch Sander, Jaad Kirchenwald,Tekendorf Schule

12. Sept. Tekendorf –  der Verkauf der Schule ist vom Tisch, das Gebäude wurde an den Kreisrat vermietet

ab 3. Januar: Gespräche mit Prof. Peter & Erika Theil vom Bergschulverein sowie Pfr. Udo Brandt von der Berufsschule Kleve

 

Im Auftrag der Kirche kam ich zu folgenden Orten imBezirk und außerhalb unseres Bezirkes:

15. 08. Neumarkt – Treffen mit Dechantstellvertreter Johann Zey mit Istvan Szabo von EC, sowie mit Pfr.in Noemi Papp von der evang. lutherischen Gemeinde Neumarkt

5. Sept. 2012 – Pfarrkonferenz in Neumarkt. Abm. mit der deutschsprechenden Gemeinde Tg. MS. Kontaktaufnahme mit Präsident CE International Adorjan Kalman (Predigt) an dem Vereinssitz in Neumarkt. Vortrag Dr. Wfg. Wünsch

Montags, den 1.10.2012, hielt ich ein kurzes zweisprachiges Grußwort, in der Aula der größtenweil multikulturellenUni unseres Landes, Babes – Bolyai, in Klausenburgzur Eröffnung des neuen Studienjahres

12.12. Klausenburgbesuch am Dienstag und Mittwoch: Mittwochs Gespräch mit dem evangelischen Bischof Adorjan Dezsö~Zoltan. Nachmittags hielt ich in der evangelischen Kirche eine deutsche Messe in Klausenburg mit 17 Besuchern. Abends sprach und sang ich (Gitarre) mit Johanna Angelika (Klavier) und Agate Korona in einer Adventfeier mit Studenten im Cafe Bulgakow. Rund 40 Studenten und 5 Lehrer.

06.03. – Pfarrversammlung Klausenburg: Gottesdienst mit der Gemeinde. Studententreffen (6 Studenten

10.-15. Oktober – 80 Jahre Michaelsbruderschaft in Neuendettelau – mit Bischof Altbischof Ulrich Fischer / Baden, Bischof Michael Bünker / Wien und Bischof Strom / München

15 Oktober – Tagung 20 Jahre Lukasverein Rohr, 10 Jahre nach der Auflösung, im Haus Gerdi und Gerd Sander

Referat beim Bergschulverein Schäßburg: Über die Qualität der siebenbürgischen Langsamkeit

20.11. – Das Dach auf der Ruine Felldorf ist fast fertig gedeckt, wir sind voll Dankbarkeit. 
 8.12. Andacht bei der Einweihung des Turmes in Bistritz, der höchste Kirchturm des Landes, der „einzige zwischen
Paris und Moskau der einen Fahrstuhl hat“:

Die Reparatur des Turmes nach seinem Brand 2008 ist ein Mirakel, die dabei entstandene brüderliche Gemeinschaft aber ein Mysterium. Stadtpfarrer Hans Dieter Krauss ist umringt von der Bistritzer Ökumene. – Noch nie gehörte Worte aus dem Mund eines Rumänen, Bürgermeister Ovidiu Cretu: „Noi suntem mostenitorii patrimoniului istoric si spiritual al sasiilor“ 

31.12.2012 und 1.01.2013  Bistritz – Altjahresabend, Silvester (Abendmahl in der Klinik: Hans Dieter Krauss) und Neujahr (Traugespräch: Ehepaar Utsch aus Kallesdorf, Heirat am 29. Juni 2013). Jaad bei Meynhards. Kirchenbesichtigung.  

20.- 22.02. – Symposion „Kirche und medizinisch christliche Werke“ :: Gemeinsame Erklärung. Filantropia + Caritas + Diakonia 

9.03. – Kuratorentag in Hermannstadt. Kurze Einführung zum Thema Gottesdienst

31.III. und 1. IV. Zu Ostern hatten wir ein sehr erfülltes Osterfest. Grob gerechnet durften wir mit gut über 150 Gemeindegliedern und Gästen die Osterfeiertage verbringen:
mit Abendmahl in Gemeinden undim Lukasspital, mit Hausgottesdiensten und Krankenmessen, mit Jugend-Frühkirche, mit Taufgedächtnis und  Frühstück, Glockenweihe in Felldorf, mit Mutter-Kindsegnung in Trappold, Hausbesuchen hin und her.
 

Und zu guter Letzt eine Haussegnung: in Pruden wurde eine moderne Herberge am Pfarrhof eingeweiht; weil Pruden nach der Wende 0 (null) Seelen, heute aber 17 Mitglieder im Sonderstatus zählt, ist dieser Ort ein Treffpunkt für unsere Bezirksgemeinde geworden und ein schöner Begegnungsplatz für kirchliche und freikirchliche Zusammenarbeit. 

Es gab eine Abendmahlfeier mit 50 Gästen, danach Festessen im neuen Haus.

Sonstiges: 
20.11.2012 – 19 Uhr – Begegnung mit alten Weggefährten – 10 Jahre Sighisoara Durabila

26.11. – Bischofsgeburtstag – 50. in Hermannstadt

Beerdigung in Pojoritta von Fritz Gaidosch – der letzte Evangelische Christ 

17.01. Beedrigung Bistritz – Keintzel Elfriede Anna, 81 Jahre, Baia Mare. Tränenbrot. Besichtigung der ausgeräumten Nikolaus~Kirche.

10.05. Gartenparty am Königstag im Elisabeta Palast in Bukarest. Besuch im evangelischen Kindergarten Bukarest 

20. Mai Exaudi – VKF – Begegnung und Gottesdienst in Birthälm mit 40 Mitgliedern vom „Verein für Kultur und Kunst“ aus De.

20.11. – 16 Uhr – Referat in der Schule Rode: „Nachbarschaften in Siebenbürgen“. Ich hatte bei der 600-Jahrfeier, wo ich den vorzüglichen neuen Bürgermeister aber auch den Direktor der Schule kennenlernte, teilgenommen. Auf eine Rede hin, die ich hielt, wurde ich eingeladen, an der Schule einen Vortrag zu halten über die Nachbarschaften. Das habe ich im November auch getan vor etwa 25 Rumänen und 5 Sachsen. Der Schulinspektor aus Neumarkt war da wie auch der Pfarrer aus dem Ort.

Der Diektor sagte: Nichts davon habe er gewusst, alles habe er wie ein Schwamm aufgesogen. Er wünsche sich Fortsetzung.

Bei der Gelegenheit fand ich im Gedenkbuch Rode: vor 100 Jahren gab es in Rode Wasser in den Kellern aber keinen Wein. Die Pferdewagen seien steckengeblieben im Schlamm der Komitatsstraße. Die Mühlschleusen seien durchbrochen, die Mühle eines Rumänen kurz vor der Mündung des Baches in die Kokel weggeschwemmt. Es gab Teuerung und Rekrutierungen für den Krieg gegen die Türken. Befreiungszüge am Balkan. – Und: Die Gottesdienste in Rode waren sehr gut besucht, der Pfarrer bat um Ordination des Rektors, um Stand halten zu können: Früh-, Haupt- und Vespergottesdienst. Einmal im Monat mit Abendmahl (im Schnitt 100 Teilnehmer am Tisch des Herrn!). Neuer Rektor wurde dann der Lehrer Preis.

Der Kurator soll etwa gesagt haben: verglichen mit den Anfechtungen unserer Vorväter vor 100 Jahren (Anspielung auf den 100 Jahreprozess?) geht es uns noch gut. „Gott, der damals half, wird auch uns jetzt helfen!“

 

 

 

                                                                                                                ~ 3 ~

 

Zielsetzungen mit Zu-Kunft im Bezirk für 2013:

1. Beten und Verbessern des Dialogs mit dem Vorstand des Verbandes der HOGs
2. Beten und Gottesdienst verlebendigen durch Lektoren, Jugend- und Kinderarbeit

3. Beten und Monatliches Lektorentreffen in Schäßburg, Dunesdorf, Rauthal, Klein Alisch (21.06.), Weißkirch

4. Beten und Regelmäßige Konsultationen mit dem MET zu Bau- und Kirchen~Tourismusfragen
5. Beten und Geistliche Betreuung in Bistritz und Neuregelung des Religionsunterrichtes

6. Beten und Annäherungen von Gemeinden und Begründen von Gemeindeverbänden
7. Herzensanliegen unter Gebet: Kirche und Diakonische Werke einander näher bringen. Warum?

„Die evangelische Kirche steht vor den größten Herausforderungen und Umbrüchen seit dem Zweiten Weltkrieg. Sie wird deutlich kleiner werden und sich gravierend verändern. Diese Ansicht vertrat Oberkirchenrat Erhard Berneburg, auf dem Theologenkongress der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste in Dortmund. (idea) 26. September 2012. Nach seinen Worten ist der Abbruch an christlicher Tradition „nach wie vor dramatisch“… Der christliche Glaube habe in der Gesellschaft immer weniger einen selbstverständlich anerkannten Ort. Es gelte daher, Kräfte zu bündeln und Koalitionen zu schließen. Kirchen sollten dafür verstärkt mit freien Werken und Verbänden zusammenarbeiten, so Berneburg. „Sie haben Arbeitsfelder besetzt und verantwortet, die in der Kirche zu wenig zum Zuge kamen. Hier ist viel missionarische Kompetenz, und hier geschieht manche praktische Evangelisationsarbeit. Freie Werke sind ein Segen für die Kirche und für die Mission in unserem Land.“ Aus dem Nebeneinander von freien Werken und verfasster Kirche müsse noch viel mehr ein Miteinander werden. Zudem solle auch die ökumenische Zusammenarbeit verstärkt werden.


“Kirche ist kein Museum für Heilige sondern ein Krankenhaus für Sünder”.  Augustinus

Projekt mit Zukunft Felldorf

    Das Konsistorium Schäßburg hat einen Rahmenvertrag abgeschlossen mit den Projektleitern und sowohl Pfarrhaus als auch Schule zur Nutzung freigegeben. Außerdem hat das Büro mit den Behörden über das Vorhaben prizipiell gesprochen, um eine juridisch- denkmalpflegerische Deckung und keine unangenehme Überraschung zu haben.
    Die unumgängliche Projektbewilligung steht also noch aus, teils wegen des Zeitdrucks, teils wegen der Kosten. Die Behörden sind still, wenn alles verfällt, aber kaum wird irgendwo gebaut, stürzen sie hervor wie die Hyänen. In der Gemeinde Wolkendorf haben wir Strafe gezahlt, in Keisd eine Abmahnung bekommen, wegen ungenügender Dokumente 

    Die Freude aber über das Wunder überwiegt und ich habe die Hoffnung, Ostermontag 2013, wenn die Glocke läuten wird. Meine Hoffnung ist also, dass das Gebäude als Stätte des Gebetes und der Gottesbegegnung nicht verlorengeht. Wenn darüber hinaus, hier ein Zentrum für Restaurierung entstehen kann, dann ist das wundervoll.
    Unsere Vorfahren, die uns physisch, geistig und geistlich ein unschätzbares Erbe und ein Mandat hinterlassen haben, haben es uns vorgemacht, wie man gemeinschaftlich die praktische Überlebenskunst und den praktischen Gottesglauben verbinden kann. In dieser Verbindung liegt die eigentliche Qualität des Lebens – des Kultus und der Kultur.
Dass unsere Generation anscheinend mitentscheiden kann darüber, ober wir Kultus oder Kultur über Bord werfen können oder nicht, das kann fatal werden: denn Kultur ohne Kultus führt stracks ins Museum, wie andererseits auch der Kultus ohne Kultur weltfremd wird. Halten wir darum bitte diese Klammer! 

 

Herzlich bitte ich, diesen Bericht zur Kenntnis zu nehmen.

 

 

 

 

 

Johannes Halmen, Dechant

 

 

Schäßburg, den 20. April 2013

„Das Elend der historisch-kritischen Theologie“

Klaus Berger, emeritierter Professor für Neutestamentliche Theologie übt scharfe Grundsatzkritik an der historisch-kritischen Methode der Bibelauslegung

28 Mai 2013, 10:15 http://www.kath.net/news/41449

Heidelberg (kath.net/idea) Jahrhundertelang war für so gut wie die gesamte Theologie die Bibel Gottes Wort. Das änderte sich erst im Zuge der Aufklärung im 18. und 19. Jahrhundert. Die Bibel wurde nun zunehmend als „menschliches Buch“ gesehen, „das nicht anders verstanden werden kann als andere Bücher auch“ (so der Theologe Heinz Zahrnt). Inzwischen wird die Bibel an allen Theologischen Fakultäten im deutschsprachigen Raum, aber auch an manchen freikirchlichen Ausbildungsstätten historisch-kritisch ausgelegt. An dieser Methode übt der Heidelberger Professor für Neutestamentliche Theologie, Klaus Berger, scharfe Kritik. Mit ihm sprach idea-Reporter Karsten Huhn.

idea: Herr Professor, in Ihrem jetzt erschienenen Buch „Die Bibelfälscher“ schreiben Sie: „Die historisch-kritische Exegese der letzten 200 Jahre hat alles Porzellan im Haus der Christenheit zerschlagen, bis hin zur letzten Blumenvase.“ Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?

Berger: Viele Theologiestudenten brechen ihr Studium ab, weil sie während des Studiums ihren Glauben verlieren. Das hat vor allem mit der an den Universitäten betriebenen Bibelauslegung zu tun. Die Bibel wird auseinandergenommen und demoliert, so dass von ihr fast nichts mehr übrig bleibt. Um das auszuhalten, muss man schon einen außerordentlich gefestigten Glauben haben.

idea: Wie verliert man beim Studium der Theologie den Glauben?

Berger: Bei vielen Ereignissen, von denen die Bibel berichtet, behaupten die Theologieprofessoren, diese hätten nicht stattgefunden. Die Begründung: Außerhalb der Bibel werde davon nicht berichtet.

idea: Warum überzeugt Sie dieses Argument nicht?

Berger: Weil es im Neuen Testament selbst genügend Zeugen gibt – und zwar Menschen, die für ihre Überzeugungen mit ihrem Leben eingestanden sind. Kein Mensch würde aber für eine erfundene Geschichte sterben!

Sind die Wunder erledigt?

idea: Zu den prominentesten Vertretern der historisch-kritischen Bibelauslegung gehört der Marburger Neutestamentler Rudolf Bultmann (1884–1976). Er schrieb: „Erledigt sind … die Geschichten von der Himmel- und Höllenfahrt Christi; erledigt ist die Erwartung des mit den Wolken des Himmels kommenden ‚Menschensohnes’ und des Entrafftwerdens der Gläubigen in die Luft ihm entgegen (1. Thessalonicher 4,15ff). Erledigt ist durch die Kenntnis der Kräfte und Gesetze der Natur der Geister- und Dämonenglaube … Die Wunder des Neuen Testamentes sind damit als Wunder erledigt.“
Berger: Das ist das Weltbild des 19. Jahrhunderts. Danach existiert nur das, was man physikalisch nachweisen kann und mit den Naturgesetzen übereinstimmt. Heute weiß jeder Naturwissenschaftler, dass dies eine Vorstellung von vorgestern ist. In der Bibelauslegung wird sie dagegen aufrechterhalten. Die Himmelfahrt Jesu kann es nicht gegeben haben, weil sie den Naturgesetzen widerspricht – so denken Theologen heute immer noch.

Von den Wundern, die Jesus tat, kann es nur solche gegeben haben, die heute auch bei Heilpraktikern vorkommen. Dagegen fallen anspruchsvollere Wunder aus, etwa die Totenerweckung des Lazarus, der Gang über das Meer oder die Speisung der 5.000. Auch die Dämonenaustreibungen gelten heute als peinlich.

Von niemandem werden so viele Wunder berichtet

idea: Was spricht für den Wahrheitsgehalt dieser Wunder?

Berger: Es gibt neben Jesus keinen zweiten Menschen, von dem so viele und vielgestaltige Wunder berichtet werden. Allein die Fülle dieser Geschichten ist beeindruckend!

idea: Ist das als Begründung ausreichend?

Berger: Um diese Wunder zu begreifen, muss unser Verstand sich weiten. Bei den Wundern Jesu geht es um eine mystische, also geheimnisvolle, Wirklichkeit, die über das hinausgeht, was die Naturwissenschaften aussagen können. Die Ursachen für die Wunder, über die die Bibel berichtet, sind physikalisch nicht erklärbar.

Warum es auf die Jungfrauengeburt ankommt

idea: Nicht erklären können sich Ausleger auch die jungfräuliche Empfängnis. So schreibt der Schweizer Neutestamentler Ulrich Luz, die Jungfrauengeburt habe „keinen direkten geschichtlichen Hintergrund“.

Berger: Das behauptet Herr Luz, obwohl sowohl im Matthäus- als auch im Lukas-Evangelium steht, dass Jesus durch den Heiligen Geist empfangen wurde. Wenn man bei einem Mediziner nachfragt, ob es die Empfängnis durch den Heiligen Geist gebe, wird der das natürlich verneinen. Also sagt Herr Luz: Dann wollen wir den modernen Menschen damit auch nicht belasten. Damit schließt er aber von vornherein die Möglichkeit aus, dass Gott in dieser Welt etwas bewirken kann. So legen Theologen dem Herrgott Handschellen an und binden ihm einen Maulkorb um, damit er ja nichts tut oder sagt, was uns irritieren könnte.

idea: Mit welcher Begründung halten Sie an der Historizität der Jungfrauengeburt fest?

Berger: 1. Matthäus und Lukas berichten darüber – und zwar einschließlich der damit verbundenen Komplikationen. Als Josef von der Schwangerschaft Marias erfuhr, wollte er seine Verlobte zunächst entlassen. So eine Begebenheit erfindet man doch nicht!

2. Sowohl bei der Menschwerdung Jesu als auch bei seinem Tod und der darauffolgenden Auferstehung finde ich dieselbe Handschrift Gottes, nämlich das Wirken des Heiligen Geistes. Dies war der Glaube des Urchristentums und es ist auch mein Glaube.

Woher stammt Jesus?

idea: Ein weiteres Problem ist der Geburtsort Jesu. So schreibt der Heidelberger Neutestamentler Gert Theißen: „Jesus stammt aus Nazareth. Die Verlagerung des Geburtsortes nach Bethlehem ist ein Ergebnis religiöser Fantasie und Vorstellungskraft.“

Berger: Nun berichten die Evangelien aber eindeutig von Bethlehem als Geburtsort und verweisen darauf, dass dies eine Erfüllung des alttestamentlichen Propheten Micha ist: „Doch du, Bethlehem in Efrata, so klein unter den Hauptorten Judas: Aus dir soll der hervorgehen, der mein Herrscher über Israel wird!“ (5,1).

Bibelkritiker schlussfolgern daraus: Wenn es vorhergesagt wurde, kann es nicht geschehen sein, sondern der Geburtsort wurde nachträglich an die Prophezeiung angepasst. Damit wird das Schema von Verheißung und Erfüllung von vornherein außer Kraft gesetzt. Ich dagegen finde keinen plausiblen Grund, der gegen die Richtigkeit der Angaben im Neuen Testament spricht.

idea: Wenn es nach der liberalen Auslegung geht, sind auch der Kindermord des Herodes und die Flucht nach Ägypten Legenden.

Berger: Auch die Verklärung Christi, seine Himmelfahrt und seine Wiederkunft sollen nur Mythen sein.

Grundsätzlich suspekt sind auch alle Geschichten, in denen Engel vorkommen, denn Engel sind nach historisch-kritischer Vorstellung nur Fantasiegestalten. Gegen den Kindermord des Herodes wird von historisch-kritischer Seite eingewandt, dass es dafür außerhalb der Bibel keine Quelle gebe.

idea: Was spricht dafür?

Berger: Ist die Bibel etwa keine zuverlässige Quelle? Zudem: Herodes hatte einen schlechten Ruf und war für seine Grausamkeit bekannt. Dass mögliche Nachfolger aus dem Weg geräumt werden, gehört zum Alltagsgeschäft von politischen Tyrannen – und das gilt bis in unsere Zeit. Die Anordnung des Kindermordes aus Angst vor dem Machtverlust ist keine Propaganda des Evangelisten Matthäus, sondern ist sehr plausibel.

Was hat Jesus wirklich gesagt?

idea: Eine typische Aussage historisch-kritischer Ausleger lautet: Von Jesus wissen wir mit Sicherheit eigentlich nur, dass er gelebt hat.

Berger: Selbst ein theologisch nicht besonders interessierter Althistoriker würde dazu antworten: Über keine andere Persönlichkeit der Antike sind nach ihrem Tod so schnell und so zahlreich Biografien entstanden wie über Jesus. Neben den vier Evangelien gibt es 68 weitere Evangelien, die keine Aufnahme ins Neue Testament fanden, aber auch nicht völlig wertlos sind. Diese Vielfalt an Berichten ist in der Antike einmalig!

idea: Eine der beliebtesten Fragen der bibelkritischen Theologie lautet: Was hat Jesus wirklich gesagt – und was nicht?

Berger: Das Ausscheiden vermeintlich unechter Jesus-Worte hat das Neue Testament zerklüftet. So war der Tübinger Neutestamentler Ernst Käsemann (1906–1998) der Ansicht, dass Jesus das Vaterunser nie gebetet habe. Das angeblich Unechte ist in Wirklichkeit meist das Ungeliebte. Die Entscheidung, was nun echt ist und was nicht, ist in einem so hohen Grade abhängig von Mode, Geschmack, Konfession und Zeitgeist, dass ich nur sagen kann: Die Suche nach der wahren Stimme Jesu ist für die Katz. Bei Käsemann ist es interessant, den emotionalen Hintergrund für seine Suche nach echten und unechten Jesus-Worten zu kennen: Er wollte die pietistische Frömmigkeit in Württemberg ausrotten. Das ist zwar kein wissenschaftliches Ziel, reichte aber aus, um die Bibel zu zerstören.

Wie der Kommunismus in der DDR

idea: Inzwischen wird an der Echtheit von weit mehr als der Hälfte der Jesus-Worte gezweifelt.

Berger: Für mich besonders eindrücklich ist in diesem Zusammenhang das Wirken des holländischen Theologen Gustaaf Adolf van den Bergh van Eysinga (1874–1957). 40 Jahre bildete er an der Universität Leiden den theologischen Nachwuchs aus. Was er mit seiner liberalen Theologie angerichtet hat, kann man in den Niederlanden bis heute sehen: Ein Großteil der herrlichen mittelalterlichen Kirchen des Landes ist zu Museen geworden. Die liberale Theologie hatte dort einen ähnlich durchschlagenden Erfolg wie der Kommunismus in der DDR. Auch mit falscher Bibelauslegung kann man sehr viel Schaden anrichten.

idea: Herr Berger, Sie machen mich traurig.

Berger: Es kommt eben darauf an, dass wir wieder ganz von vorne anfangen: mit einem schlichten, einfachen Glauben, der weiß, warum er glaubt.

idea: Warum glauben Sie?

Berger: Weil es die Auferstehung Jesu gibt. Ohne Auferstehung wäre alles hoffnungslos, und unser ganzes Dasein auf der Erde würde in einem dunklen Loch enden. Dann bliebe uns nur der Nihilismus, die Lehre von der Nichtigkeit allen Seins.

Sind die Paulus-Briefe von Paulus?

idea: Für nichtig erklärt hat die Bibelkritik auch die Echtheit der im Neuen Testament enthaltenen Briefe. So soll Paulus die Pastoralbriefe an Timotheus und Titus nicht selbst verfasst haben.

Berger: Die vermeintliche Unechtheit paulinischer Briefe wird zum Teil damit begründet, dass diese Briefe die Rechtfertigungslehre des Paulus nicht vollständig wiedergeben. Als ob Paulus von morgens bis abends nur Rechtfertigungslehre dozierte hätte und kein anderes Thema kannte! Nach dieser Logik müsste man auch den Römer-Brief für unecht erklären, weil in ihm das Wort „Kreuz“ nur einmal vorkommt. Mein Argument für die Echtheit der Paulusbriefe: Offenbar war Paulus geistlich viel gereifter und hatte ein größeres Spektrum als deutsche Theologieprofessoren, die sich oft auf nur einen einzelnen Brief spezialisieren.

idea: Wie erklären Sie sich die Lust an der Bibelkritik an den Theologischen Fakultäten?

Berger: Es ist die Lust des Zweitsemesters, der zu Weihnachten nach Hause kommt und seiner
Verwandtschaft erklärt, was in der Bibel alles erfunden ist. Diese Macht und Anmaßung, andere Menschen in Verwirrung zu stürzen, bereitet Lust.

Die Narrenfreiheit der Theologieprofessoren

idea: Nun sind Theologieprofessoren keine Zweitsemester mehr, sondern haben den mühevollen Weg von Promotion und Habilitation hinter sich gebracht.

Berger: Die meisten Professoren leben ohne jeden Bezug zur Gemeinde und nur die wenigsten sind zuvor selbst Pfarrer gewesen. Ich kenne viele Theologen, die aus Angst vor dem Pfarrerberuf Professor geworden sind. Als Pfarrer erfährt man die Korrektur der Gemeinde, als Professor genießt man weitgehend Narrenfreiheit.

idea: Sie beklagen das „Zitier-, Berufungs- und Vortragseinladungskartell“, das an den Universitäten bestehe. Ein harter Vorwurf!

Berger: Viele meiner Schüler haben sich an verschiedenen Universitäten um eine Professur beworben.

Berger: Manche hatten keine Chance, auch nur zu einem Probevortrag eingeladen zu werden. So ist mein letzter Versuch, einen meiner Schüler zu habilitieren, gescheitert. Es ging um den Neutestamentler Armin Baum, der an der Freien Theologischen Hochschule Gießen lehrt. Die Begründung für die Ablehnung: „Diese theologische Schulrichtung wollen wir bei uns nicht!“ Angeblich sind die Berger-Schüler zu fundamentalistisch, evangelikal oder katholisch.

Wer evangelikal ist, wird kein Uniprofessor

idea: Denkbar wäre, dass es den Kandidaten an wissenschaftlicher Qualifikation mangelt.

Berger: Das ist nun gerade im Fall von Armin Baum absurd. Er ist ein hervorragender Wissenschaftler, dessen Bücher in der evangelischen wie in der katholischen Welt gelesen werden. Bei seiner Ablehnung ging es nicht um die Qualifikation, sondern um Mentalitätsfragen. Wir sind in der Universitätstheologie an einem Punkt angekommen, wo eine grundlegende Reformation nötig ist.

idea: Die Theologie verstand sich jahrhundertelang als Königin der Wissenschaften. Heute ist sie ein exotischer Studiengang …

Berger: Die Theologie hat sich in den letzten Jahrzehnten an die anderen Wissenschaften bis zum Äußersten angepasst. Die anderen Fächer erwarten von den Theologen aber nicht, dass sie in allem übereinstimmen, sondern dass sie ihr eigenes Wissen in den Dialog einbringen.

Wie man das Theologiestudium besteht

idea: Können Sie es noch empfehlen, Theologie zu studieren?

Berger: Man braucht Mut, um gegen den liberalen Strom zu schwimmen. Wenn man das Theologiestudium wagt, braucht man Freunde außerhalb der Universität, die einem in der Krise helfen können. Ich selbst habe von einem Professor profitiert, der die Vorlesung mit dem gemeinsamen Singen eines Chorals begann.

idea: Ist das nicht unwissenschaftlich?

Berger: Wenn man einen kleinkarierten Hühnerverstand hat schon.

idea: Ist die Art, wie an den Universitäten heute Theologie getrieben wird, Ursache für den Bedeutungsverlust der Kirchen?

Berger: Ja, weil die heutige Theologie ein lebloses Gedankengerippe ist, das mit Frömmigkeit und Kirche kaum noch etwas zu tun hat.

Ein leeres Kaufhaus

idea: Dabei wollte die liberale Theologie doch nur das Gute: Aufklärung und Licht in die Sache bringen.

Berger: Die liberale Theologie gleicht heute einem riesigen Kaufhaus, das fast leer steht und nur noch drei Artikel verkauft. In meinem Theologiestudium habe ich gelernt, dass eigentlich nur das Markus-Evangelium und der Galater-Brief die Echtheitskriterien erfüllen können – eine wahnsinnige Position, die zu einer ungeheuren intellektuellen wie emotionalen Verarmung führt. Das kann man in Predigten heute immer wieder erleben.

Was die Theologie erschüttern könnte

idea: Was vermissen Sie in der Predigt?

Berger: Die Glaubwürdigkeit! Viele Pfarrer meinen, auf alles Anstößige verzichten zu müssen. So hörte ich in einer Weihnachtspredigt, Weihnachten sei nichts anderes als die Geburt eines Kindes – und darüber könne man sich doch nur freuen. Aber warum alles auf dieses eine Kind ankommt, wurde mit keinem Wort erklärt. Wie kann ein Pfarrer das Evangelium so verhunzen?

idea: Kann es noch zu einer Trendwende in der Theologie kommen?

Berger: Noch ist die Kirche weich gebettet durch Hunderte von Staatskirchenverträgen. Wenn sich eines Tages die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag ändern, werden diese Verträge aufgelöst. Das könnte auch das Ende der Theologischen Fakultäten an den Universitäten bedeuten. Vielleicht wacht die Theologie dann aus ihrer total abgesicherten Welt auf.

idea: Vielen Dank für das Gespräch!

Klaus Berger ist emeritierter Professor für Neutestamentliche Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Der Katholik veröffentlichte mehr als 40 Sachbücher, in denen er sich für ein stärkeres Vertrauen zur Bibel einsetzt. Sein neuestes Buch „Die Bibelfälscher – Wie wir um die Wahrheit betrogen werden“ ist gerade im Pattloch-Verlag erschienen.

28 Mai 2013, 10:15 http://www.kath.net/news/41449

Palmarum. Sonntagsthema :: Der Schmerzensmann

                                      
„Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.“ Johannes 3, 14b-15

        Rudolf Spieker schreibt: „Das Jahr der Kirche hat seine Höhe und Mitte in der heiligen Woche, in der die Kirche das Gedächtnis des Leidens und Sterbens und der Auferstehung des Herrn begeht. Keine andere Woche des Kirchenjahres wird mit solcher Feierlichkeit, Hingabe und Andacht begangen, keiner gebührt der Ehrenname der heiligen Woche als diesen Tagen, in denen die Kirche ihren Herrn begleitet auf dem Wege zum Kreuz und zum Grab und sich freut Seines Sieges über den Tod. Dies ist die heilige Woche, die Woche, auf die das ganze Kirchenjahr hinführt, um von ihr wieder Sinn und Frucht zu empfangen. Hier drängen sich die gottesdienstlichen Feiern der christlichen Kirche zusammen, hier singt sie ihre ernstesten Klage- und Bußgesänge, hier am freudigsten den Lobpreis ihres Herrn und das Triumphlied Seines Sieges. Wer den Pulsschlag des christlichen Glaubens vernehmen und das Geheimnis der heiligen Kirche erfahren will, muß mit ihr diese Tage begehen.

        Diese Tage begehen, heiß freilich etwas völlig anderes als berichten und sich berichten lassen, was in jenen Tagen in Jerusalem geschehen ist. Wir können uns wohl vorstellen, wie tief es einen Menschen erschüttern und ergreifen müßte, wenn zum erstenmal die Kunde von jenem heiligen Geschehnis zu ihm dringt. Aber es würde ihn doch eben deswegen so tief bewegen, weil er von fern ahnt, daß diese Geschichte mit seinem eigenen Leben und dem Leben aller Welt geheimnisvoll verflochten ist als ein Mysterium, in dem der Grund unseres eigenen Heiles, unserer Wandlung und unserer Erlösung gelegt ist. Wäre es nur die Kunde von einem historischen Ereignis, so würden diese Tage ihren eindrücklichen Ernst, ihre Bedeutung für unser gegenwärtiges Leben verlieren, indem sie nur die Erinnerung wachriefen an das, was wir längst schon wissen.
        Diese Tage begehen, heißt aber vielmehr den Weg, auf dem Gott den Herrn Christus durch das Todesleiden hindurch zur Herrlichkeit geführt hat, anschauen als den eigentlichen Inhalt unseres Glaubens, als den Gegenstand unserer Liebe und den Grund unserer Hoffnung, als den Weg, auf den Gott der Herr durch das Wirken Seines heiligen Geistes die an Christus gläubige Menschheit führen will; und es heißt zugleich, die Kirche kennen und lieben als den Ort, als die von Gott gestiftete Stätte, da Menschen Anteil gewinnen an der Frucht des Opfers und des Sieges Christi. Wir begehen die heilige Woche in der Gewißheit, daß der Weg, auf dem wir Christus begleiten, der Weg unseres eigenen Heils ist; wir begehen diese Tage mit der flehentlichen Bitte, daß wir gewürdigt werden, selbst Anteil zu gewinnen an diesem Geheimnis. Wir begehren mit Christus zu sterben, um mit Ihm aufgenommen zu werden in
das Land des Lebens.
        Dieser Weg ist der Christusweg, auf den wir uns rufen lassen, damit es nicht bei einem Anschauen des Weges Christi verbleibe, sondern daß dieser Weg auch in unser Leben seine Spuren einpräge. Deshalb hat die Kirche ihre Glieder seit alters dazu angehalten, in dieser Zeit durch ihre Lebensweise sich daran erinnern zu lassen, auf welchem Wege sie sind. Es ist eine wichtige Erkenntnis, daß geistliches Leben sich von der leiblichen Haltung des Menschen nicht trennen läßt. Wer geistlich den Weg Christi durch diese Zeit mitgehen will, muß auch „leiblich sich bereiten“. Unsere reformatorischen Väter haben um den engen Zusammenhang des geistlichen Lebens mit leiblicher Zucht gewußt, sie haben deshalb die leibliche Übung für nötig erachtet, „um den Leib für geistliche Dinge willfährig und empfänglich zu halten“ (AB. Art. XXVI, 38). Es ist deshalb kein Rückfall in unevangelische Anschauungen, wenn wir für die Zeit vor Ostern wieder die deutsche Bezeichnung „In den Fasten“ wählen; sie entspricht einem tiefen Zusammen-hang zwischen dem Wege Christi und dem Wege der Christen.

        Der Name der Karwoche hängt zusammen mit dem alten deutschen Wort Kara = Trauer; die Kirche trauert um ihren Herrn, sie trägt Reue und Leid um ihre Sünde. Aber durch alle Trauer zieht sich der Dank für unsere Erlösung, bis in der Osternacht der Jubelruf des Sieges aufbrechen wird“
       Quelle: Rudolf Spieker, Lesungen für das Jahr der Kirche, Seiten 74-76. 98-100.

Das Passalamm des Alten Bundes

Das Opferlamm
Quelle: arbeitskreis-katholischer-glaube.com

    „Es ist unerläßlich, erst über das Passalamm des Alten Bundes zu sprechen. Zudem steht das Passalamm in innerer Beziehung zum Bundesgedanken. Denn dieses Lammopfer – vollzogen in Ägypten – leitete den alten Bund Gottes auf dem Berge Sinai ein. Dieses Passalamm stellt ja das eigentliche Opfer des Alten Bundes dar, dessen Gedächtnis jedes Jahr von neuem gefeiert wurde (vgl. Ex 12,14; Lk 22,7). 

Um die Bedeutung des Passalammes zu erfassen, ist es nötig, sich dessen Vorgeschichte in Erinnerung zu rufen. Im 3. Kapitel des Buches Exodus wird von der Berufung Moses` berichtet. Gott erschien ihm im brennenden Dornbusch und berief ihn dazu, das Volk Israel, das unter der Gewalt der Ägypter viel zu leiden hatte, aus der Knechtschaft in das Gelobte Land zu führen (vgl. Ex 3,1-10).
    Im Auftrag Gottes trat Moses vor den Pharao und verlangte von ihm die Befreiung des Volkes Israel. Trotz Wunder und schrecklicher Plagen, die über das Land Ägypten einbrachen, ließ der Pharao die Israeliten nicht ziehen. Danach wurde dem Pharao der Tod aller Erstgeburt unter den Menschen und dem Vieh des Volkes der Ägypter angedroht. Den Israeliten aber sollte kein Haar gekrümmt werden. So sollte die Freilassung des auserwählten Volkes erwirkt werden. Darauf gebot Gott den Israeliten, jede Familie solle zu einer festgelegten Zeit ein „fehlerloses“ Lamm nehmen und schlachten. Mit dem Blut dieses Lammes waren die beiden Türpfosten und die Oberschwelle der Häuser zu bestreichen. Gott würde dann nachts durch Ägypten ziehen und jede Erstgeburt, Mensch und Vieh, vernichten und so über alle Götter Ägyptens Gericht halten. „Das Blut an den Häusern, in denen ihr weilt, soll das Zeichen zu eurem Schutz sein. Wenn Ich das Blut sehe, ziehe Ich schonend an euch vorüber. Kein Verderben soll euch treffen, wenn Ich den Schlag gegen Ägypten führe“ (Ex 12,13). So ist es danach geschehen. Wegen der Vernichtung der Erstgeburt erhob sich in jedem ägyptischen Haus ein großes Wehklagen. Infolgedessen gestattete der Pharao den Israeliten nicht nur den Auszug aus Ägypten (noch in derselben Nacht), sondern drängte sie sogar dazu. Die Israeliten durften neben allen ihren Siebensachen auch ihre Schafe und Rinder mitnehmen.
     Das wahre Lamm Gottes. Die Kirche sieht in diesem Auszug aus Ägypten ein Bild für die Rechtfertigung, für die Erlösung von der Sünde, die in Jesus Christus vollbracht wurde. Das Passalamm ist ein Sinnbild des Heilandes, und demzufolge erinnert das Blut des Lammes an das Blut des Erlösers. Das Blut ist nach der Auffassung des Alten Bundes das Leben selbst (Lev 17,11)! Wenn jemand Anteil am Blut des Opfertieres hat, dann hat er auch Anteil am Leben des Opfers. Wenn das Opfertier getötet und sein Blut vergossen wird, dann bedeutet das, dass es stellvertretend für die Menschen sein Leben läßt und dadurch die Wiedergutmachung des durch die Versündigungen der Menschen angerichteten Schadens bewirkt. Somit bewirkt das Blut des Opfertieres Sühne und schafft neues Leben! 

Allerdings ist allein Jesus Christus das wahre Lamm Gottes, der zu unserem Heil Sein Blut am Kreuz vergossen hat (vgl. 1 Kor 5,7; Joh 1,36). Erst bei Ihm und nur durch Ihn gibt es die wahre und wirksame Sühne. Letztendlich kann nur Er unsere Sünden tilgen! Diese Realität wird u.a. auch dadurch zum Ausdruck gebracht, daß es im Alten Bund strengstens verboten war, das Blut des Opfertieres zu genießen (vgl. Lev 17,11), sogar Todesstrafe stand ganz ausdrücklich darauf. Und im Neuen Bund reicht Er uns sogar selbst Sein Blut zum Genuß: „Trinket alle daraus: dies ist Mein Blut des Neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26,27f.). „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und Sein Blut nicht trinket, habt ihr kein Leben in euch“ (Joh 6,53)! Dieser Sachverhalt unterstreicht die  Wirkung des neutestamentarischen Opfers im Unterschied zu allen anderen Opferkulten!

Um des sakramentalen Blutvergießens willen wird in jeder Messe dieselbe Sühne bewirkt wie durch das Leiden und Sterben Christi am Kreuz. Zwar hat Christus nur einmal gelitten – müßte Er Seinen (historischen) Tod wiederholen, wäre Seine Erlösung nicht vollkommen und wirksam gewesen -, aber Sein Leiden wird im Heiligen Abenmdmahl wiederholt vergegenwärtigt und für jede Generation vergegenwärtigt. Hier wird des wahren Opferlammes gedacht, das dem Volk nicht die Errettung vom äußeren Feind gewährt, sondern es von der (inneren) Sklaverei der Sünde und Gottesferne befreit!

In Israel gab es ein ausgeprägtes Opferwesen. Das levitische Gesetz sah verschiedene Brand-, Fried- und Sühnopfer für verschiedene Personen (Hohepriester, Stammesälteste, gewöhnliche Israeliten, die ganze Gemeinde) und wegen verschiedener Gesetzesübertretungen vor. Allen Opfern gemeinsam war die Handauflegung des Opferdarbringers auf den Kopf des Opfertieres: „So wird es ihm gnädig aufgenommen werden und Versöhnung für ihn erwirken“ (Lev 1,4). Durch diese Handauflegung sollten die Sünden des Betreffenden auf das Opfertier übertragen und durch dessen Tötung aus der Welt geschafft werden! Nach demselben Muster mußte jährlich am Jom Kipur auch das Heiligtum, das Offenbarungszelt und der Altar entsühnt werden: „.Aaron soll seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Bockes legen und über ihm alle Sünden der Israeliten, alle ihre Frevel und alle ihre Fehler bekennen. Nachdem er sie so auf den Kopf des Bockes geladen hat, soll er ihn durch einen bereitstehenden Mann in die Wüste treiben lassen und der Bock soll alle ihre Sünden mit sich in die Einöde tragen.““ (Lev 16,21f.).